Andere Machen Politik für Frauen – Bei uns machen Frauen Politik
Dieser Text wurde von Gudrun Lux und Anna Schmidhuber verfasst und erschien anlässlich des 40 jährigen Jubiläums der Münchner Grünen erstmalig in GRETA – dem Stadtmagazin der Grünen München.
„Mehr Frauen in den Landtag; mehr Frauen in die Politik: für mehr Menschlichkeit? für mehr Mütterlichkeit? für ein angenehmeres Klima? für mehr Farbe, mehr Abwechslung, mehr Lebendigkeit?“ – so fragte Margarete Bause in ihrem Flyer für die Landtagswahl 1986 und antwortete gleich selbst: „All dies könnte zwar ein schöner Nebeneffekt sein, aber für solche Ziele allein lohnte es sich meiner Meinung nach nicht als Frau politisch tätig zu sein.“ Ja, der herrschenden Politik mangele es an Menschlichkeit und anderem, aber das jetzt auf die Frauen abzuschieben, das sei zu einfach. „Mehr Frauen zu wählen, heißt Frauen in ihrer ganzen Person ernst zu nehmen“, forderte Margarete.
Dass Margarete, damals gerade 27 Jahre alt, in ihrem Flyer (siehe Bild) betonte „Bei uns machen Frauen Politik“ war bitter nötig. Denn mehr noch als heute war Politik im Bayern der 80er Jahre Männersache. Gerade einmal 7,8 Prozent der bayerischen Abgeordneten im 1982 gewählten Landtag waren Frauen. Der steile Anstieg auf immerhin 13,2 Prozent nach der 1986er Wahl ist ein Verdienst der Grünen, die erstmals in das Parlament einzogen. Margarete als jüngste Abgeordnete überhaupt war eine von neun Frauen in der insgesamt fünfzehnköpfigen Fraktion. Doch erst 2008 kletterte der Frauenanteil erstmals über 30 Prozent, bei den beiden folgenden Wahlen sank er jeweils ab und seit 2018 stellen sogar wir Grüne mehr männliche als weibliche Abgeordnete. Fünf der aktuell acht Münchner grünen Landtagsabgeordneten sind Männer.
Im Stadtrat sind aktuell immerhin 40,7 Prozent der Volksvertreter*innen weiblich, darunter 7 von 13 der grünen Stadträt*innen. Als einzige Fraktion haben wir – in einer Doppelspitze – eine Fraktionsvorsitzende, allen anderen Fraktionen steht ausschließlich ein Mann vor. In den Bezirksausschüssen liegt die Quote insgesamt bei etwa 43 Prozent, allerdings mit starken Unterschieden. Wir Grüne stellen fünf der fünfundzwanzig Bezirksausschussvorsitzenden, davon sind vier Frauen. Eine Oberbürgermeisterin hatte München noch nie, 2020 fordern aber mindestens zwei Frauen den amtierenden Dieter Reiter heraus, darunter auch unsere Kandidatin Katrin Habenschaden.
Immerhin: Dank heißem Kampfeswillen auch Münchner Frauen wurden Doppelspitzen, Mindestquotierung und Frauenstatut schon früh ein fester Bestandteil grüner Parteiorganisation auf allen Ebenen. Dass wir Grüne uns als feministische Partei verstehen, ist aber etwas, das immer wieder erklärt und oft auch verteidigt werden muss – auch innerhalb der Partei. Es bedeutet nämlich nicht nur, dass wir feministische Inhalte laut und selbstbewusst nach außen tragen, sondern auch, dass wir unermüdlich daran arbeiten, geschlechterdemokratische und feministische Grundsätze in unseren eigenen Parteistrukturen zu verankern.
In der Frage der Frauenrechte und des Feminismus bleiben wir am Ball – mit „altgedienten“ Feministinnen und Vorkämpferinnen und mit neuen Initiativen. Wenn manche abwinken, Regeln lockern oder mit einem Schulterzucken quittieren, dass es „eben nicht genug Frauen gibt“ (um einen OV-Vorstand paritätisch zu besetzen zum Beispiel), dann legen wir den Finger in die Wunde und fordern, dass wir mehr Frauen für Politik in unserer Partei begeistern müssen. Im November 2018 erst hat der Stadtparteitag der Münchner Grünen ein Frauenförderprogramm beschlossen, das grüne Frauen besonders unterstützt, vernetzt, befähigt und empowert. Damit wir auch in Zukunft sagen können: Wir Grüne sind eine feministische Partei. Nicht nur Anspruch, sondern Wirklichkeit.
Dieser Text wurde von Gudrun Lux und Anna Schmidhuber verfasst und erschien anlässlich des 40 jährigen Jubiläums der Münchner Grünen erstmalig in GRETA – dem Stadtmagazin der Grünen München.
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- 03.04.2019
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